Reisebericht Angelika Jetter

Liebe Freunde, Förderer, Unterstützer*innen und Interessierte,

seit gestern haben wir wieder deutschen Boden unter den Füßen, und bevor mich der Alltag wieder einholt möchte ich direkt mit Euch unsere frischen Eindrücke teilen.

Seit über 4 Jahren war es mir endlich, Covid-19 und einer intensiven beruflichen Phase geschuldet, wieder möglich nach Victoria Falls zu fliegen.

Nach einigen Stunden im Flieger, total abgehetzt, wie es manchmal vor Urlauben so ist, waren wir dann in dieser faszinierenden anderen Welt gelandet. Warmer Wind weht beim Autofahren mit offenem Fenster durch das Gesicht und wir halten mitten auf der Straße, weil Kühe passieren.

Vieles hat mich wieder fasziniert: Die Freundlichkeit der Bevölkerung in Simbabwe, das Lachen und der Humor der Einheimischen, die wunderbare Natur, reich an tausenden unterschiedlichen farbenfrohen Vögeln, der beeindruckende Wasserfall, Kontakt zu Elefanten und Affen, Nilpferde im Zambesi-Fluß…..Es hat mich mal wieder verzaubert!

Aber das Herausragende an unserer Reise war, dass ich unser Projekt so gut vorgefunden habe!

Spielen mit Kindern im Drop-In-Center

Drop-In-Center:

Sonntags waren wir im Drop-In-Center. Einmal pro Woche kommen dort die Kinder hin um Freundschaften zu pflegen, gemeinsam zu spielen, am Computer zu arbeiten oder Fahrrad fahren zu lernen. Bridget, eine sehr engagierte junge Frau, unterstützt Misheck darin und ist seit Oktober 2023 sonntags dort und kümmert sich liebevoll um die Kids. Wir haben mit ihnen unter anderem Faulei gespielt und Süßigkeiten aus Deutschland als kleines Mitbringsel verteilt.

Aktuell müssten jedoch die Fahrräder repariert werden, allerdings ist es fast zu heiß bei 40 Grad zu radeln. Sobald es kälter wird, wird dies wieder in Angriff genommen.

Außerdem braut es dringend einen Zaun um das Gärtner-Projekt. Es hatte gut geklappt bis dann die Affen die Ernte zerstört haben.

Momentan ist es eher ein zeitlicher Aspekt, woran es hakt: Misheck, Leiter von Umhambi Simbabwe, ist leider schon sehr eingespannt mit vielen anderen Aufgaben. Eventuell konnten wir einen sehr netten jungen Mann gewinnen, den wir bei unserem Aufenthalt kennengelernt haben. Er ist ausgebildeter Lehrer, der keinen Job findet und ggf. klappt es, dass er den Kindern die Fahrradreparaturen beibringen kann und mit ihnen einen Zaun baut.

Ansonsten leben momentan, neben einer bedürftigen Frau mit ihrer Tochter, noch ein weiteres Umhambi Mädchen im Drop-In-Center, da ihre sehr schweren Umstände einen Ortswechsel verlangten.

Wochentags gibt es zwei Näherinnen, die teilweise Uniformen und Anderes für die Umhambi Kinder nähen.

Die Vision von Misheck ist es, dass ein weiteres Gebäude auf dem Umhambi Gelände entsteht, in dem dann der Platz für eine Nähschule ist, in der Umhambi Mädchen nähen lernen können und damit eine Einnahmequelle haben.

Nicht zu vergessen befindet sich dort auch Misheck´s Büro. Ich habe die Buchhaltung überprüft und bin wirklich sehr sehr zufrieden. Alle Ein- und Ausgaben werden quittiert und in eine Excel-Liste aufgenommen. Schulgelder, Essenskauf für Bedürftige, Medikamentenrechnungen, Zahlungen an Mitarbeiter.

Natürlich gibt es auch, aus deutschen Augen betrachtet, noch Luft nach oben, das will ich nicht vorenthalten und gehört zu einer authentischen Berichtserstattung:

Gut wären einfach noch mehr Hände und motivierte Mitarbeiter. Leider ist es kaum zu erwarten, bzw. auch in der Gesellschaft wenig üblich, dass etwas ehrenamtlich gemacht wird. Darüber hatten wir uns auch hier in Deutschland schon recht gewundert und waren etwas irritiert.

Vor Ort konnte ich es aber dann besser nachvollziehen, warum nur wenig ohne Bezahlung gemacht wird. Das Leben dort ist wirklich eine Art Überleben. Die Preise für Nahrungsmittel und Transport sind beinahe so hoch wie bei uns. Arbeit mit einem festen Gehalt gibt es nur für Wenige, meistens wird etwas weiterverkauft. Von der Marge muss dann der Lebensunterhalt bestritten werden. Ein sehr gutes Gehalt in der Tourismusbranche liegt bei 700 Dollar im Monat, ein Liter Milch kostet in einem Supermarkt für Einheimische tatsächlich 1,50 Dollar. 10 Kilogramm Maismehl (Grundnahrungsmittel) 5 Dollar. Die Menschen dort haben wirklich alle Hände voll zu tun um das Allernötigste zum Leben zu haben. Dann kann ich es jetzt doch wieder viel besser nachvollziehen, dass das Thema Geld im Alltag überall präsent ist.

Lernen mit Kindern aus der Mittelstufe

Schulen:

Am Dienstag waren wir dann in 3 verschiedenen Schulen. Insgesamt sind es ca. 15 Schulen in denen aktuell 119 Umhambi Kinder unterstützt werden. Sie bekommen von Umhambi die Schulkosten, Geld für Uniformen, manchmal Nahrungsmittel. Einmal im Tertial besucht Misheck jede Schule und schaut nach dem Rechten. Es hat mich sehr beeindruckt, dass er jedes Kind beim Namen kennt und die dazugehörigen Umstände. Bei den älteren Schulkindern kontrolliert er die Leistungen, er geht zu Elterngespräche und wird von den Lehrern informiert, wenn es zu Problemen kommt. Manchmal lobt er, manchmal ist er sehr streng und macht klare Ansagen. Allerdings gehen er und die Lehrer, sofern es einen Leistungsabfall gibt, den Ursachen gründlich nach. Oft ist im Umfeld eine Schieflage, warum es den Kindern nicht möglich ist gute Leistungen zu bringen, denn den Kindern ist durchaus bewusst, dass es keine selbstverständliche Chance ist im Förderprogramm von Umhambi zu sein.

Early Childhood Development Center:

Ein Projekt, das uns nach dem Besuch nun ebenfalls sehr am Herzen liegt, ist der Kindergarten/Vorschule, die neu errichtet wurde. Es ist sehr ländlich gelegen, sämtliche alternative Schulen kilometerweit weg, für die Mütter und Kinder nicht machbar.

Neben der Wissensvermittlung, was in Deutschland ja tatsächlich erst mit 5-6 Jahren beginnt, hat die Schule einen sehr hohen sozialen Charakter. Die Mütter müssen aufs Feld und haben keine Zeit sich mit den Kindern zu beschäftigen. Oft wird dann das Kind unter einen Baum in den Schatten gesetzt. Durch die Schule haben die Kinder die Chance auf gemeinsames Spielen und Interaktion mit Gleichaltrigen und entkommen etwas ihrer Einsamkeit.

Bisher haben wir als Verein diese Vorschule nicht unterstützt, aber wir werden dies nun auch in Angriff nehmen. Wichtig wäre ein Brunnen, dass es vor Ort Wasser gibt und die Möglichkeit ein einfaches Mittagessen zu kochen.

Es gibt eine sehr nette Lehrerin, die, um die Arbeit fortzuführen etwas Gehalt bräuchte. Weiterer Bedarf sind Hefte, Stifte, Lernmaterialien, evtl. ein kleines Haus, anstelle der sehr notdürftig errichteten Hütte.

So hat mich nach 5 Jahren, nachdem ich das erste Mal Einsicht in die Arbeit von Umhambi in Simbabwe erhalten habe, die Wichtigkeit und Richtigkeit unseres Engagements erneut aus tiefem Herzen überzeugt.

Daher danken wir erneut herzlichst für alle treue Unterstützung, ohne die das alles nicht möglich wäre.

Sofern es Euch/Ihnen möglich ist und Interesse besteht, ist auch ein Besuch vor Ort eine absolute Empfehlung und ein einmaliges Erlebnis, das berührt. Zu weiteren Informationen diesbezüglich können Sie uns gerne jederzeit kontaktieren.

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